Johann Jacoby Gesellschaft
Erste Hilfslieferung in die Ukraine
Wir reisten am Mittwoch, den 09.03.2022, in Deutschland ab. Ankunft am Grenzort Zosin war am 10.03.2022 gegen 15:00 Uhr. Mit dem Gespann konnten wir im Schnitt nur 80km/h fahren. Die Strecke vom Sammelplatz in Deutschland bis zum Grenzpunkt Polen/Ukraine betrug ca. 1.200 km einfach. Zuvor haben wir etwa eineinhalb Wochen Sach- und Geldspenden aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern gesammelt. Gespendet wurde von Bürgern aus unserem privatem Umfeld, aber auch von Bundestagsabgeordneten. Zusammengekommen sind ein voller Anhänger und ein paar Euro für Kraftstoff, Mautkosten und den Kauf von Wasser vor Ort.
Die Sachspenden aus Deutschland setzten sich zusammen aus:
-Kleidung in allen Größen vom Baby bis zum Erwachsenen
- haltbaren Lebensmittel, die auch leicht zubereitet werden können (Ravioli, Eintopf, Brühe Pulver u. a.)
- Babynahrung, Milchpulver, Breipulver
-Hygieneprodukte wie Windeln, Damenhygiene, Seife, Produkte zum Waschen der Kleidung (Rei in der Tube u.ä.). - Kleine Apotheke: Pflaster, Verbandskästen, Schmerztabletten (verschreibungsfrei) Fieberthermometer usw.
- Kuscheltiere und Süßigkeiten, kleinen Spiele für Kinder, Malsachen
- Decken, Schlafsäcken, Matratzen
Zusätzlich brachten wir am Folgetag, den 11.03.2022, noch 600 Liter Wasser, Tee und Kerzen zum Übergabeplatz.



In der Nacht vom 10.03.2022 den 11.03.2022 erfolgte ein Raketenangriff u.a. auf die Stadt Luzk. Unser ukrainischer Kontakt berichtete uns von drei Toten, als wir das Wasser gegen 10:00 Uhr übergaben. Dies erklärt vermutlich auch das hohe Polizeiaufkommen und die vermehrten Busse, die mit Blaulicht und Sirene durch unseren Unterkunftsort fuhren und Flüchtlinge bereits in den frühen Morgenstunden (05:30 Uhr) von den Erstaufnahmehotels weg, vermutlich ins polnische Landesinnere, verlegten.


Alles im Allem scheint Polen aber gut organisiert, zumindest am Grenzübergang Zosin.
Wir nahmen auch Kontakt zu der Hilfsorganisation vor Ort auf und haben uns dort im Erstaufnahmelager und direkt an der Grenze umgesehen und die Abläufe erklären lassen. Wir durften auch in den abgesperrten Bereich, allerdings war dort das Fotografieren natürlich nicht erlaubt. Aber wir waren in direkter Nähe zum Grenzübergang.



Die Flüchtlinge werden an der Grenze erstversorgt, soweit sie dort zu Fuß kommen, und registriert. Eine Nachfrage unsererseits, ob auch alle einen Pass besitzen, wurde mit einem leicht verständnislosen „Yes, of course“ bestätigt. Frau Papua konnte sich scheinbar nicht erklären, warum wir Deutsche nach so einer Selbstverständlichkeit fragen. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände, unserer vermutlich auch. Am Grenzübergang Zosin kommen zu 99 % Frauen und Kinder, erklärte Frau Papua. Seltener Studenten. Unser Eindruck vor Ort bestätigt dies. Wir haben, bis auf einen Mann mit Familie im Auto, nur Frauen und Kinder gesehen. Der Hauptandrang war auf dem Fußweg zur Grenze an diesem Morgen. Hier gibt es aber auch eines der größten Probleme: Es gibt so eine Art Sperrstunde/Nachtruhe von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr. Wer bis 22:00 Uhr nicht an der polnischen Grenze abgefertigt wurde, bleibt über Nacht im Niemandsland zwischen der Ukraine und Polen, bis am nächsten Morgen die Aufnahme weiter geht. Laut Aussage von Frau Papua befinden sich dann sämtliche Flüchtlinge auf einer Stahlbrücke vor der polnischen Grenze. Dort sind zwar wohl auch einige Hilfsgüter und auch Zelte, allerdings reiche dies unmöglich, da dort scheinbar so viele Menschen ausharren. Als Zusatzinformation: Wir hatten in der Nacht von 10.03. 2022 auf den 11.03.2022 -8 Grad.
Wir konnten die Brücke zwar sehen, aber an diesem Morgen leider dort nicht selbst hingehen, daher kann ich Ihnen hier nur die Beschreibung der Leiterin der Hilfsorganisation wiedergeben.
Wenn die Flüchtlinge dann im Erstaufnahmelager versorgt werden, werden sie in die umliegenden Städte in dortige Hotels gebracht. Alle Unterkünfte sind dort belegt mit Flüchtlingen und dem zusätzlichem Polizeiaufgebot, welches die Abwicklung und den Weitertransport ins Landesinnere mit Bussen organisiert. Eine Unterkunft vor Ort für Helfer, ist dort nur mit etwas Glück und Kontakten möglich, dass sollte jeder wissen, der einen Transport durchführen möchte und nicht im Auto übernachten will/kann.
Besonders wichtige Erkenntnisse zur Hilfe vor Ort:
Die Hilfsorganisationen im Grenzbereich sind mit Sachspenden sehr gut versorgt. Wenn man also hier unterstützen möchte, sollte man Geld spenden. Sachspenden kommen mit Masse von den Supermärkten und Läden im Umkreis. Sollte man dennoch auf Sachspenden bestehen, sollte man sich mit den Hilfsorganisationen vor Ort absprechen ob und was konkret benötigt wird. Es mangelt eher an wetterfesten Zelten, als an Nahrung und Kleidung. Kontakt für den Grenzübergang Zosin kann über mich, Herrn Dossenbach oder über das Kontaktformular der Johann-Jacoby Gesellschaft hergestellt werden. Keinesfalls sollte man auf gut Glück dort hinfahren und darauf hoffen, dass da schon jemand etwas mitnimmt. Wie oben beschrieben, kommen die meisten zu Fuß und werden dann von Polen sehr gut versorgt, also benötigen sie tatsächlich keine zusätzlichen Pakete, geschweige denn, dass sie sie noch tragen könnten.


Wir haben ins Landesinnere geliefert. Unser Kontakt läuft über die Johann- Jacoby Gesellschaft (www.johann-jacoby-gesellschaft.de) im Zusammenhang mit der Logistik innerhalb der Ukraine. Die von uns gebrachten Sachspenden werden dort an einen Sammelplatz gebracht und dann in der Ukraine in kleineren „Schleichtransporten“ direkt zu den Menschen im Kriegsgebiet gebracht. Wer hier Interesse hat, kann sich bezüglich Sach- und Geldspenden unter dem Kontaktformular (https://johann-jacoby-gesellschaft.de/mitgliedschaft/) an uns wenden.

„Das Volk muss bereit sein, selbst einzustehen für sein gutes Recht … Nicht Revolution, nicht der redlichste Wille freisinniger Fürsten kann einem Volke die Freiheit geben, ebensowenig vermag dies die Weisheit von Staatsmännern und Parlamentsrednern. Selbst denken, selbst handeln, selbst arbeiten muss das Volk, um die papierne Verfassungsurkunde zu einer lebendigen Verfassungswahrheit zu machen. Wie auf dem wirtschaftlichen Gebiete, ganz ebenso auf dem politischen – ‚Selbsthilfe‘ ist die Lösung!“
Johann Jacoby, 1863